-- Oh oh - jetzt sehe ich aber viele Finger oben!
Überrascht bin ich nicht davon. Auch ich habe sie, zumindest im Ambergau, schon seit Jahren nicht beobachtet. Hoffentlich habe ich sie nur auf ihrem Durchzug bei uns verpasst. Als Brutvogel meidet sie unsere Gegend ja leider sowieso schon lange.
Die Bekassine ist, wie die meisten unserer heimischen Limikolen (Watvögel) ein Vogel des Feuchtgrünlandes, der Moore und Sümpfe. Hier findet sie gute Brutmöglichkeiten und ein passendes Nahrungsspektrum, das sie sich mit ihrem langen, sehr sensiblen Schnabel auch noch in etlichen Zentimetern Tiefe erschließt. Trockene, feste Böden dagegen kann sie nicht durchstochern. Würmer, Schnecken und Larven bleiben hier unerreichbar. Daher sind inzwischen sehr weite Teile unseres Landes durch Trockenlegung, Grünlandumbruch und die Beseitigung von periodisch überschwemmten Gebieten als Lebensraum für sie verloren gegangen.
Die Bestandsentwicklung zeigt das: Wurden 1985 noch ca. 28.000 Brutpaare in Deutschland ermittelt, so lag die ungefähre Zahl in den vergangenen 3 Jahren zwischen ca. 5.500 und 7.000 Brutpaaren.
Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Westeuropa über das nördliche Eurasien bis an den Pazifik.
Der Bestand der Bekassine wird in Europa mit ca. 900.000 - 1,9 Mio. ermittelt und hochgerechnet. Aufgrund der größeren noch erhaltenen Lebensräume ist der Bestand im östl. Mitteleuropa, in Nord- und Osteuropa natürlich inzwischen relativ am höchsten. Die großen, teils urtümlichen und unwegsamen Lebensräume in diesen Ländern und die vergleichsweise geringe Zahl an Vogelkundlern erklärt die weite Spanne bei der Bestandsermittlung.
Dramatisch werden diese Bestandszahlen, wenn man die Jagdstrecken der Bekassine innerhalb der EU (Hier an der ruhmlosen Spitze: Frankreich) betrachtet: ca. 500.000 Bekassinen werden alljährlich zur Zugzeit vom Himmel geballert und dann vertilgt. In Deutschland unterliegen die Bekassinen ebenfalls traditionell dem Jagdrecht, sind hier aber ganzjährig streng geschützt.
Die Bekassine wird im Volksmund oft „Himmelsziege" genannt. Der Grund: Während ihres Balzfluges vollführen die Männchen in größerer Höhe wiederholt mehrsekundige Sturzflüge. Links und rechts des Schwanzes spreizt sie dabei zwei etwa löffeiförmig geformte Federn auffallend weit ab und in den Luftstrom der die Flügel umströmt hinein. Hierin beginnen diese Federn zu vibrieren und erzeugen den charakteristischen „Mecker" - Laut. Vielleicht erinnert er auch mehr an das Blöken eines kleinen Schaflammes - naja es ist nicht so einfach, das Geräusch zu beschreiben. Aber wer es kennt, vergisst es nie!
Die Bekassine erreicht knapp die Größe einer Drossel, wirkt dabei aber recht kurzbeinig. Umso auffälliger ist ihr langer Schnabel, der fast ein Drittel der Gesamtlänge von bis zu 25cm ausmacht.
Ihr Gefieder in schwärzlichen und allen Braunschattierungen tarnt sie
hervorragend.
Ich habe die Bekassinen häufiger z.B. im Gebiet des Dümmer Sees, des Steinhuder Meeres oder auch im Wendland beobachten können, wenn sie zur Brutzeit auf Weidezaunpfählen stehend ihren wie „Tücke -tücke - tücke - tücke" klingenden Ruf ertönen ließen.
Das Gelege dieses Bodenbrüters ist im April/Mai mit 4 Eiern voll. Nach ca. 18-20 Tagen schlüpfen die Küken und werden als Nestflüchter einige Wochen von den Eltern geführt und versorgt. Nach etwa 4 Wochen erreichen die Jungvögel die Flugfähigkeit und werden unabhängig.
Bereits mit dem Ende des Hochsommers beginnen die Bekassinen ihren Zug ins Winterquartier. Dies ist allerdings weit gefasst! Es reicht von Westafrika über Süd- und Süd-West-Europa bis an die europäische Atlantikküste. In milden Wintern ziehen sie aus Mitteleuropa teils auch gar nicht weg und weichen Kälteeinbrüchen nur aus. Ab März kehren die überlebenden Bekassinen zurück und suchen nach den immer seltener werdenden geeigneten Refugien im Lande.
Wir sollten gut auf die kleine Bekassine achtgeben, damit es ihr auch bei uns wieder besser geht und sie ordentlich meckern kann!

 

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